
Damit aus dem Abenteuer Vanlife ein echtes Abenteuer wird, gehört das Wildcampen, also mit dem Camper frei in der Natur zu stehen, mittlerweile dazu. Campingplätze werden immer seltener angesteuert.
Verständlich, gibt es da draußen in der Natur doch traumhafte Plätze, an denen jeder einmal übernachten möchte.
Doch so spannend und verlockend das wilde Campen ist, ist es in den meisten Ländern verboten. Daher gibt es einige Regeln zu beachten, sodass jeder in den Genuss kommen kann frei zu stehen.
1. Die Problematik beim Wildcamping
Stell dir vor: Du steigst in deinen selbst ausgebauten Minicamper, worauf du stolz bist. Du fährst los, immer der Sonne entgegen und kommst an einem schönen Ort an, der dich packt. Vielleicht ist es ein Ort am Meer.
Die Luft duftet nach Salz, es weht eine leichte Brise, die warmen Sonnenstrahlen wärmen deine Haut, die Möwen gackern und da stehst du. Du und dein Minicamper, unter großen Kiefern, vor dir der helle Strand und das blaue Meer.
Natürlich möchtest du dort bleiben. Wer nicht? Dein Bett, deine Küche, dein Bad, dein Wohnraum in direkter Meerlage.
Du hast deinen Platz gefunden, um wild zu campen, frei zu stehen. Mitten in der Natur. Perfekt.

Doch dann siehst du genauer hin. Du schaust dich um und entdeckst jede Menge Müll und die Luft riecht auch nicht mehr salzig, sondern nach Müll und… Urin? Kacke? Jetzt entdeckst du, dass jeder Baum und jeder Busch ein öffentliches Klo zu sein scheint.
Nicht ohne Grund sind Wildcamper nicht gern gesehen. Auch wenn so viele mit der Natur verbunden sein wollen, scheuen sich einige davor, ihren eigenen Dreck zu entsorgen. Sie nehmen nur und geben nicht.
Zudem ist das Wildcampen momentan zum riesen Trend herangewachsen. Die Plätze sind voll, auf den Straßen trifft man mehr Campervans denje. Klar ist, dass dies problematisch werden kann.
In vielen Ländern hält die Polizei insbesondere in Küstennähe und in Naturschutzgebieten Ausschau nach Wildcampern. Sie werden weggeschickt oder müssen hohe Strafen bezahlen. Das können wir zum Teil auch verstehen.
Wir verstehen aber auch die andere Seite, wenn immer mehr Menschen die große Freiheit auf vier Rädern erleben möchten. Einfach losfahren und dort stehen bleiben, wo es einem gefällt. Die Welt aus einer neuen Perspektive entdecken und unabhängig reisen.
2. Die Lösung fürs Wildcamping
Es gibt keine einfache Lösung, soviel nehmen wir schonmal vorweg.
Es gehört Mut und Überwindung dazu, sowie Zurückstecken. Begleitet von Respekt zur Natur und zu unseren Mitmenschen und weg von der Romantik mit Lichterkette, Sitzsack und einem Boho-Outdoor-Wohnzimmer.
Na gut, die Lichterkette kann bleiben, kommt nur darauf an wo.
2.1 Wild campen oder frei stehen?
Eines muss noch vorweg geklärt werden: Es gibt einen Unterschied zwischen wild campen und frei stehen.
Wild campen bedeutet, in der Natur, also nicht auf einem Campingplatz, zu campen. Zum Campen gehört es in der Regel dazu, sich wohnlich niederzulassen oder auszubreiten. Tisch und Stühle raus, Wäscheleine aufhängen, Markise ausfahren (oder eben das Boho-Outdoor-Wohnzimmer aufbauen).
Frei stehen sagt eigentlich nicht genau aus, ob es sich ums Campen oder Stehen handelt. Streng genommen sagt es unserer Meinung nur aus, dass man frei steht, also parkt.
Möchtest du wissen, was wir auf unseren Roadtrips mitnehmen? Dann durchstöbere unsere Packliste für den Minicamper.
Und das ist der Knackpunkt und große Vorteil von Minicampern. Statt irgendwo wild zu campen könntest du mit einem unauffälligen Camper auch einfach nur parken. Das ist nicht verboten.
Auch der Aufenthalt im Auto ist nicht verboten. Es ist auch nicht verboten, im Auto zu schlafen oder sich zu erholen.
Achtung: In manchen Regionen ist auch das Parken beispielsweise von 0 – 8 Uhr verboten, um dieser Grauzone eins auszuwischen. Wir haben diese Erfahrung in Portugal gemacht.
3. Do’s – Was du beim Freistehen beachten solltest
3.1 Bereite dein Wildcamping-Abenteuer vor
Auch wenn du einfach losfahren und erst vor Ort schauen möchtest wo du frei stehen kannst, lohnt es sich einen groben Überblick über dein Ziel zu verschaffen.
- Gibt es dort Nationalparks oder Naturschutzgebiete? Wie sind dort die Regelungen.
- Ist das Parken über Nacht in Küstengebieten erlaubt?
- Ist das Wildcampen in deiner Zielregion/-land vielleicht sogar erlaubt?

Du kannst dir auch in der App Park4Night vorab einen Überblick verschaffen, was es für Erfahrungen in deiner Zielregion gib. Lies dir Kommentare zu Stellplätzen durch und achte dabei auf das Datum.
Verschaffe dir also vorab schon einen groben Überblick über die Situation und dann entscheide, auf welche Weise du in deiner Zielregion reist, campst, parkst.

Einbruch oder dicke Luft in deinem Camper? Bosch spexor alarmiert dich.
Mit dem integrierten Alarmsystem, Luftqualitätssensor und der Brangaserkennung bis du immer auf der sicheren Seite.
3.2 Verhalte dich unauffällig und nutze zwei Plätze
Wenn du frei stehen möchtest, solltest du dich unauffällig und ruhig verhalten. Stell dich einfach wie ein “normal” parkendes Auto hin und breite dich nicht wohnlich aus. Sei immer abfahrbereit.
Bist du mit einem Minicamper unterwegs, lässt es sich oft nicht vermeiden, einige Gegenstände auszupacken. Ob es die Kochstelle oder der Tisch und die Stühle sind, du kannst dies aufstellen, wenn du dich nicht zu weit ausbreitest. Picknicken ist eine Grauzone.
Wenn wir unterwegs sind stellen wir zum Kochen und Essen auch immer einen Tisch und Stühle auf, breiten uns aber nie mehr aus. Wir sind aber auch immer darauf vorbereitet, weggeschickt zu werden. Kam allerdings noch nie vor.

Solltest du deinen Stellplatz zum Schlafen gefunden haben, dich aber unsicher fühlen draußen zu kochen und zu essen, dann fahr an einem anderen Ort zum Essen. Es reicht schon ein kleiner Standortwechsel.
Unauffällig bleibst du auch, wenn du keine Auffahrkeile benutzt. Diese deuten auf Wildcampen und nicht auf “normales” parken hin. Wir haben uns immer eine Kompass-App im iPhone zu Hilfe genommen.
3.3 Nutze deinen Camper um dich nicht auszubreiten
Gerade im Minicamper ist es schwierig, sich nicht außerhalb auszubreiten. Wohin mit feuchten Tüchern, Badezeug oder Campingkocher*?
Wir haben mehrere Magnethaken* im Minicamper dabei. Daran können wir unsere feuchten Geschirrhandtücher außen und innen am Camper anbringen, eine Wäscheleine spannen, den Spiegel anfängen und die Lichterkette befestigen.
Mit den Magnethaken können wir für kurze Zeit verschiedene Dinge außen am Auto befestigen, ohne uns auszubreiten. Wenn wir das Auto verlassen oder weiterfahren, befestigen wir sie innen. So trocknet auch unser Badezeug oder das Geschirrhandtuch während der Fahrt.
Doch wo platzieren wir unseren Campingkocher*?
Wenn wir keinen Tisch aufstellen können, ziehen wir unseren Campingtisch nur ein kleines Stück aus der Hauptbox heraus. Darauf stellen wir dann den Campingkocher.
Hier findest du unsere DIY Bauanleitung zum Camperausbau
Alternativ ist es bei uns auch möglich, auf dem Bett zu kochen. Dafür legen wir als Unterlage ein Holzbrett auf die Matratze, worauf wir den Campingkocher stellen.
Beide Varianten sind beispielsweise auch bei Regen sehr praktisch.

3.4 Sei respektvoll und höflich
Um nicht negativ aufzufallen, solltest du dich an deinem Stellplatz und in der näheren Umgebung immer respektvoll und höflich gegenüber den Menschen um dich herum verhalten.
Ein Lächeln mehr schadet nicht, im Gegenteil. Und wer möchte schon laute Musik von anderen hören? Auch wenn du mit anderen Campern abends gemütlich zusammensitzt, verhaltet euch ruhig, macht keinen Krach und nervt nicht eure Nachbarn.
Solltest du negativ auffallen kann es vorkommen, dass dich die Einwohner bei der Polizei melden um dich loszuwerden.
Gleiches gilt bei der Polizei oder Rangern. Solltest du weggeschickt werden, bleibe freundlich, verständnisvoll und ruhig. Diskutieren bringt nichts, nur eine eventuelle Strafe.
3.5 Nimm immer mehr Müll mit als du verursacht hast
Hört sich komisch an, hilft aber die derzeitige Situation zu verändern.
Grundsätzlich solltest du natürlich kaum Müll verursachen und ihn selbstverständlich immer mitnehmen oder entsprechend vor Ort entsorgen.
Da es aber noch viele Wildcamper in freier Wildbahn gibt, die ihren Müll einfach liegen lassen und dadurch mehr Verbote in Kraft treten, nimm den Müll der anderen auch gleich mit. Auch aus Liebe zur Natur. Natürlich.
3.6 Vergrab deine Kakita und wasche dich mit Wasser
Puh, was wir schon gesehen haben, kann sich keiner vorstellen. Naturliebhaber die in die Natur kacken und ihren Haufen mit Klopapier krönen. Kein schöner Anblick, vom Geruch ganz abgesehen.
Auch die Pinkelecken haben es in sich. Erst recht, wenn die oft benutzt wird.
Das Mutter Natur das auch nicht lustig findet, kannst du dir sicher auch denken.
Demnach vergrabe deine Kakita sehr tief und nicht in der Nähe eines Gewässers. Reinige deinen Intimbereich mit einer Hygienedusche und trockne dich mit einem Handtuch ab. Möchtest du nicht auf dein Klopapier verzichten, entsorge es bitte in der nächsten Mülltonne. Gleiches kannst du mit deiner Pipi machen. Mach es wie die Katzen. Miau.
Solltest du nicht die Möglichkeit haben deine Kakita zu vergraben, greif zum Müllbeutel und entsorge sie wie Hunde-Kakita. Aber bitte gut verschlossen.
Hast du einen Minicamper und kein Klo eingebaut, also wie wir, dann nimm dir eine kleine rechteckige Box mit Deckel mit. Die ist der Pipi-Retter in der Not. Sowohl bei Nacht, bei Regen oder wenn es einfach nicht anders geht.
Bei der nächsten Gelegenheit einfach wegschütten und gründlich auswaschen.
Ja, wild zu campen heißt sich mehr mit der Natur zu verbinden. Auch mit der eigenen. Und das ist auch gut so.
3.7 Entsorge dein Grauwasser und deine Toilette richtig
Hast du eine eingebaute Toilette oder fängst du dein Grauwasser auf, entsorge dies bitte nie in der Natur.
Überall gibt es Entsorgungsstationen, die du auch in der App Park4Night finden kannst. Meistens ist die Entsorgung kostenlos.
3.8 Nutze biologisch abbaubare Produkte beim Wildcamping
Wenn du dich in der Natur waschen musst, deine Zähne putzt und den Abwasch machst, benutze auf keinen Fall Produkte mit schädlichen Inhaltsstoffen, wie Mikroplastik.
Wir benutzen zum Zähneputzen Zahnputztabletten*, biologisch abbaubare Haarseife*, die zugleich als Körperseife dient und für den Abwasch Olivenölseife*.
Für Notfälle haben wir immer etwas Natron und Essig dabei, was bei hartnäckigen Verschmutzungen (wie angebrannte Pfanne) hilft.
Generell reichen für den Haushalt Natron, Essig und die Olivenölseife aus, um alles zu reinigen. Auch das Auto.
Wichtig: Auch wenn du biologisch abbaubare Produkte benutzt, verwende sie nie in Gewässern, da auch diese das Ökosystem im Wasser stören.
3.9 Lagerfeuer auf dem Tablet und Grillgemüse aus der Pfanne
In vielen Ländern sind offene Feuer streng verboten. Auch wenn du ganz allein bist und weit und breit niemand mitbekommt, dass du überhaupt da bist, verzichte auf ein offenes Feuer.
Insbesondere in Zeiten des Klimawandels gibt es in vielen Ländern schon in den Frühjahrsmonaten starke Trockenperioden. Ein kleiner Funke eines offenen Feuers könnte dann schon einen Waldbrand verursachen.
Gerade in Portugal sind Waldbrände ein sehr großes Problem, denn die lose Rinde der Eukalyptusbäume und die starken Winde verbreiten ein Feuer innerhalb kürzester Zeit.
Verzichte also auf einen gemütlichen Abend beim Lagerfeuer und häng dir an den Magnethaken deine Lichterkette auf. Koch dir etwas leckeres in der Pfanne und verzichte so auch auf einen Grill.
Da der Campingkocher auch ein kleines offenes Feuer hat, stell dir immer vorher eine Waschschüssel mit Wasser hin, sollte doch mal der Funke überspringen. Das kleine Feuer kannst zu zusätzlich mit einem kleinen Windschutz aus Metall schützen.
Achtung: Befindet sich ein Gebiet in einer hohen Waldbrandstufe, ist auch das Kochen mit Campingkocher verboten.
4. Halte die Do’s beim Wildcamping ein
Alle Do’s setzen Respekt, Liebe zur Natur und Freundlichkeit voraus. Wenn dies vorhanden ist, gibt es im Umkehrschluss keine Dont’s, wenn du die Do’s einhältst.
Es sind viele Verhaltensregeln die teilweise den Anschein haben, dass du dich einschränken musst. Lässt du dich aber auf das Abenteuer Vanlife ein, wirst du schnell erkennen, dass dies keine Einschränkungen sind, sondern Teil des Lifestyles.
Für uns ist es schön, auf ein Lagerfeuer zu verzichten, wenn wir einfach so auf 2.000 Meter Höhe mit Blick auf einen Berg aufwachen.
Es macht Spaß die Kakita zu vergraben, wenn neben uns ein Eichhörnchen den Baum hochklettert.
Es bereitet uns große Freude, wenn wir trotz schlechter Laune einen wildfremden Menschen anlächeln, ihn dadurch näher kennenlernen und mehr über seine Heimat erfahren.
Es ist schön, ganz minimalistisch und unauffällig zu kochen, wenn wir unser Dinner zum Sonnenuntergang und Blick aufs Meer genießen können.
Wir lieben es, nach einer Wanderung unser mitgebrachtes Bett im Minicamper aufzubauen und uns direkt an Ort und Stelle zu erholen.
Ein absolutes Abenteuer im Camper.
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